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Tag 4

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Reisebericht 2013

Tag 4 - 15.07.2013

Für den heutigen Tag hatten wir uns sehr viel vorgenommen.

Nach einem kurzen Frühstück machten wir uns - dank‘ unserer Gastgeberin Maria motorisiert, denn sie hatte uns ihren eigenen PKW zur Verfügung gestellt und war selbst mit dem Rad zur Arbeit gefahren - auf den Weg zum Tierheim in Patras. Hiervor hatten wir uns am meisten gefürchtet, denn aus Erzählungen war dort nicht viel Gutes zu erwarten.

Mit von der Partie war Malika, die Maria Metaxa am frühen Morgen aus dem Tierheim geholt hatte, um sie durch Mr. Floudas einem kurzen „Katzentest“ zu unterziehen. Natürlich mit Bestnote bestanden und somit bereit zur bevorstehenden Vermittlung nach Deutschland in einen Haushalt mit Samtpfoten!

Ein kurzer Zwischenstopp bei der Tierarztpraxis von Andreas mitten im belebten Zentrum von Patras-Stadt, wo einige Medikamente abgeholt werden mussten. Dann ging es weiter in Richtung Tierheim, welches sich außerhalb von Patras auf dem hiesigen Universitäts-Gelände befindet.  

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Dort durften wir zuerst die Tierheimleitung als auch die fest angestellte Tierärztin kennenlernen. Sie haben sich sogleich überschwänglich für das ein paar Tage zuvor angekommene Verbandsmaterial bedankt, welches sie gleich für die Versorgung von Wunden in entsprechend große Stücke geschnitten hatten und uns froh und glücklich präsentierten.

Dann startete unser Rundgang. Zuerst sahen wir einen frisch kastrierten Rüden von der Operation erholend im Schatten dösen.

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Weiter ging es in Richtung Zwinger und ein ohrenbetäubender Lärm setzte ein. Die Hunde waren durch unsere Anwesenheit natürlich in heller Aufregung, sprangen wild an den Gitterstäben empor. Einige weniger zutrauliche Hunde beäugten uns da lieber aus sicherer Entfernung.

Es war einfach unbeschreiblich. So viele treue Hundeblicke, einige noch voller Zuversicht, aber auch viele mit einer unsagbaren Traurigkeit, die einem die Tränen in die Augen trieb. So gingen wir von Zwinger zu Zwinger, mit der einen Hand Streicheleinheiten verteilend, mit der anderen den Auslöser der Kamera drückend.

Dann kamen wir an den Zwinger von Ebony, einem schwarzen Retriever-Mix, der mich sehr stark an meinen Luis erinnerte.

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Ich hatte gerade die ersten Bilder von ihm geschossen, da kam ein Angestellter des Tierheims in den Zwinger und holte ihn heraus.

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Mir war zuerst gar nicht klar, was dort gerade passierte. Aber ein Blick zu Maria genügte, die schon Tränen in den Augen hatte und wüst schimpfte. Eine griechische Familie wollte in adoptieren und durfte in probeweise mit nach Hause nehmen. Mit schwerem Herzen und Tränen unterdrückend habe ich noch das Foto geschossen und gehofft, dass ein Wunder geschieht, die Familie sich gegen ihn entscheidet und wieder in das Tierheim zurückbringt.

Wunder geschehen - denn bei einem unserer späteren Besuche war er wieder da und hat auch schon seine Familie in Deutschland gefunden!!! Gott-sei-Dank.

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Weiter ging es an unzähligen, einfach nur wunderschönen und tollen Hunden vorbei.

Wie erwartet müssen sich weitaus mehr Tiere einen Zwinger teilen, als vertetbar wäre. Schon während unseres ersten Aufenthaltes im Tierheim musste Maria dazwischengehen, als ein Hund sich plötzlich auf einen „Mitinsassen“ stürzte. Blieb man zu lange an einem der Zwinger stehen, wollten einige der Hunde die dargebotene Aufmerksamkeit nicht teilen und zeigten ihren Artgenossen durchaus auch mal die Zähne - wer kann es ihnen bei dem tristen Alltag verdenken?!?

Es war mittlerweile Mittagszeit und extrem heiß. Einige Zwinger boten durch Bäume an vielen Stellen natürlichen Sonnenschutz, die schattigen Plätze in den übrigen Zwingern waren allerdings rar gesät. Kurz zuvor hatten die Mitarbeiter einige Hundehütten entsorgen müssen, die nicht mehr nutzbar waren.

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Nach knapp zwei Stunden verließen wir das Tierheim, um in Patras eine „Kleinigkeit“ zu essen. Maria brachte uns in ein sehr schönes, typisch griechisches und direkt am Meer gelegenes Restaurant und ehe wir uns versahen, hatte sie schon die halbe Speisekarte rauf und runter bestellt. Auch dort wieder streunende Katzen, klapperdürr und voller Ungeziefer. Da machte sich mehr als eine Portion des Mittagstisches auf den Weg in die hungrigen Mägen.

 

Gegen 14.30 Uhr machen wir uns auf den Weg zu der Tierarztpraxis von Eleni im Stadtzentrum von Patras, die um 15.00 Uhr wieder öffnen sollte.  

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Im Eingangsbereich befindet sich eine kleine Verkaufsfläche für Tierfutter und Zubehör, im hinteren Bereich die sehr gut ausgestattete Praxis mit einer sehr sympathischen Tierärztin, die eine erstaunliche Gelassenheit an den Tag legte. Die Praxis füllte sich zusehends mit Kunden, Patienten, ein Hund war bereits für seine bevorstehende Operation vorbereitet.

In einem Nebenraum befanden sich die Tiere, die noch über einen längeren Zeitraum medizinisch versorgt werden mussten. 

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Dort lernten wir auch einen von Marias Katern kennen, den sie vor ein paar Tagen dorthin bringen und der zur weiteren medizinischen Versorgung dableiben musste. Er hatte urplötzlich extrem an Gewicht verloren, das Fell wurde ganz struppig. Bei ihm wurden Nierenprobleme diagnostiziert und es war nicht sicher, ob er überleben würde oder nicht.

Maria war dort mit einem jungen Griechen verabredet, der vor wenigen Tagen einen streunenden Hund bei sich aufgenommen hatte. Mit Suchzetteln an der Pinnwand in Elenis Praxis wurde nach einem eventuellen Besitzer gesucht, bislang ohne Erfolg. Maria hatte versprochen, Fotos von der Hündin zu machen und sich um einen Pflegeplatz zu bemühen. Zurvor musste die süße Gina aber noch geimpft werden, damit sie für eine bevorstehende Ausreise nach Deutschland schon vorbereitet ist.

Eine bildhübsche, freundliche und zutrauliche Hündin - das anschließende Fotoshooting ließ sie trotz sengender Hitze tapfer über sich ergehen. Sie ist mittlerweile in eine Pension umgezogen und wartet dort darauf, von einer netten Familie adoptiert zu werden.

Anschließend fuhren wir zurück nach Hause, um ein paar Stunden in der wunderbar abgedunkelten und dadurch relativ kühlen Wohnung zu verbringen, bevor wir uns am Abend dann auf den Weg zu unserer nächsten Station machten - das Paradies!

Dort wurden wir schon von Margarita und ihrer Tochter Sani erwartet. Auf dieses Treffen hatten wir uns sehr gefreut, denn Margarita und ihre Familie hatten sich knapp drei Jahre zuvor um Max gekümmert, bevor er als Pflegehund zu meiner Mutter gereist und sie ein paar Monate später so um den Finger gewickelt hatte, dass er für immer bleiben durfte!

Sie alle hatten den Charmeur tief ins Herz geschlossen und so war über die Jahre ein inniger Emailkontakt entstanden. Umso mehr freuten wir uns auf einen gemeinsamen Abend und Geschichten von Max vor seinem Umzug nach Deutschland.

Der Weg zum Paradies führte über eine kleines, wildes Feld.  

Bei einem Blick in die unmittelbare Umgebung konnten wir Maria’s häufige Ausage über die wirklich ungünstige Lage des Paradieses absolut nachvollziehen. Eingesäumt von Bergen liegt es tief im Tal und ist somit auch selbst durch geplante Maßnahmen wie eine komplette Bodenbetonierung vor künftigen Wassereinbrüchen nicht zu schützen.

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Im Paradies selbst trafen wir auf Dagmar, eine der weiteren guten Seelen von Patras, die Maria sehr unterstützt. Leider war ihr Auto gerade defekt, so dass sie an dem vergangenen Samstag bei dem Treffen am Strand nicht dabei sein konnte. Sie wohnt ganz in der Nähe und kommt mit ihrem Hund einmal täglich vorbei, um die derzeitigen Bewohner zu versorgen.

Ganz begeistert über den unbekannten Besuch war auch der alte Setterbube Indy, der uns überschwänglich begrüßte. Er wurde vor einigen Wochen aus dem Tierheim in Patras in das Paradies gebracht, da es ihm dort überhaupt nicht gut ging. Gerade die sensiblen Setter leiden unter dem Lärm und durch die mangelnde menschliche Nähe, außerdem steht auf seinem Speiseplan Nassfutter, und diese „Sonderbehandlung“ ist im Tierheim schlecht umzusetzen. Auch er hat mittlerweile ein Zuhause in Deutschland gefunden und ist bereits Ende August ausgereist. 

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Anschließend fuhren wir zurück nach Hause, um ein paar Stunden in der wunderbar abgedunkelten und dadurch relativ kühlen Wohnung zu verbringen, bevor wir uns am Abend dann auf den Weg zu unserer nächsten Station machten - das Paradies!

Dort wurden wir schon von Margarita und ihrer Tochter Sani erwartet. Auf dieses Treffen hatten wir uns sehr gefreut, denn Margarita und ihre Familie hatten sich knapp drei Jahre zuvor um Max gekümmert, bevor er als Pflegehund zu meiner Mutter gereist und sie ein paar Monate später so um den Finger gewickelt hatte, dass er für immer bleiben durfte!

Sie alle hatten den Charmeur tief ins Herz geschlossen und so war über die Jahre ein inniger Emailkontakt entstanden. Umso mehr freuten wir uns auf einen gemeinsamen Abend und Geschichten von Max vor seinem Umzug nach Deutschland.

Der Weg zum Paradies führte über eine kleines, wildes Feld.  

Die Folgen der Schlammlawine kurz vor Weihnachten 2012 waren noch deutlich zu erkennen, auch wenn mit sehr viel Liebe alles wieder so hergerichtet wurde, um den wenigen Hunden diese dringend benötige Alternative zu einem Aufenthalt im Tierheim zu ermöglichen.